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BÜHLER?

No. 36 | 2020/1

«Obacht Kultur» N° 36, 2020/1 erkundet ein vielen unbekanntes Dorf mitten im Appenzellerland: Bühler.

Auftritt: Brigit Widmer
Umschlag: Isabel Rohner
Bildbogen: Mark Staff Brandl
Texte: David Signer, Johanna Lier, Lea Sager u.v.m.

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Vorwort

von Margrit Bürer

Bühler? Wie lebt es sich wohl dort? Was zeichnet das Dorf aus? Wer zieht warum in diese Gemeinde? Die Obacht-Redaktion hat sich zum Ziel gesetzt, Bühler besser kennenzulernen und die weit verbreitete Wahrnehmung als «Strassendorf» zu hinterfragen. Der Streifzug war kurzweilig und überraschend sowie reich an unterhaltsamen und spannenden Begegnungen und Einblicken. Das Fazit: Es gibt viele Gründe, die schon früher und auch heute wieder für Bühler sprechen. Überzeugen Sie sich selbst. Wie gewohnt ist das Obacht mit verschiedenen weiteren Text- und Bildbeiträgen angereichert. Wie immer sind auch in der Rubrik Förderei alle gesprochenen Projektbeiträge aufgelistet. Und die Frühjahrsnummer enthält wie üblich die Jahresberichte des Amts für Kultur und des Staatsarchivs. 

Anders hingegen ist, dass dies «mein» letztes Obacht ist – und mein letztes Vorwort. Mitte 2020 endet meine Tätigkeit als Leiterin des Amts für Kultur, ich gehe in Pension. Auch wenn ich noch keine genaue Vorstellung habe, was ich dann mache, freue ich mich darauf, anders Zeit für die Kultur zu haben. Beispielsweise die Bücher in meiner Bibliothek zu lesen, mich ernsthaft im Zauern zu versuchen, auf einer Schweiz-Tour alle Ausstellungen im Freien zu besuchen. Doch nicht immer lassen sich Pläne verwirklichen. In meiner Vorstellung wollte ich die letzten Monate im Amt Rückschau halten, Unerledigtes abtragen, Ordnung machen und in Ruhe dieses letzte Obacht, das anfangs März zu grossen Teilen bereits geschrieben war, fertigstellen. Dann kam die Corona-Pandemie und hat die Situation schlagartig und drastisch verändert. Für uns alle – und im Besonderen für Kulturschaffende und Kulturinstitutionen. Festivals, Konzerte, Theatervorstellungen, Chorproben, Tanzworkshops, Museen, Kinos, Bühnen, Bibliotheken, Veranstaltungsräume mussten auf Weisung des Bundesrates abgesagt oder geschlossen werden. 

Der Bund hat in der Folge in Anerkennung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedeutung des Kultursektors sowie aufgrund der schwerwiegenden Auswirkungen des Virus auf die Kultur die Covid-Verordnung Kultur mit einem umfassenden Paket an Hilfsmassnahmen erlassen. Damit soll eine nachhaltige Schädigung der Schweizer Kulturlandschaft verhindert werden und die kulturelle Vielfalt erhalten bleiben. Ich bin also gegenwärtig mit den einschneidenden Folgen der Epidemie auf den Kulturbereich konfrontiert und damit beschäftigt, die Abwicklung der Hilfsmassnahmen zu garantieren, damit heute und in Zukunft Strukturen und Lebensperspektiven erhalten bleiben. Es war berührend und manchmal auch überwältigend zu erleben, wie rasch und in unterschiedlichen Kreisen Unterstützungsinitiativen entstehen – so einmal mehr auch durch die Ausserrhodischen Förderstiftungen. Und wie Kulturschaffende in einmaligen Kooperationen neue Wege suchen und finden, um zum Publikum zu gelangen. Das Wirkungsvermögen der Kultur wird offensichtlich, und ihre immer wieder beschworene Innovationskraft ist in diesen Zeiten besonders hör- und spürbar. Nun erschliesst sich auch mir der Wert gestreamter Kulturveranstaltungen. 

Auch die Zusammenarbeit der KBK, der Kulturverantwortlichen aller Kantone, spielte grossartig. Innert kürzester Zeit haben sich die 26 Kantone zusammengeschlossen, sich auf ein gemeinsames Verfahren zur Umsetzung der Covid-Verordnung Kultur geeinigt und die Kommunikation abgesprochen. In dieser ausserordentlichen Krisensituation ist die Kooperation und Koordination unter den Kantonen eine immense Unterstützung, für die Umsetzung der Hilfsmassnahmen ist sie sogar unabdingbar. Aber in «normalen» Zeiten und für die Vielfalt des kulturellen Lebens plädiere ich weiterhin für die Kantonshoheit in Sachen Kulturförderung. Ich finde es wertvoll, dass es hierzulande verschiedene Systeme gibt, dass die Förderung unterschiedlich strukturiert ist, dass die einen mit, andere ohne Formulare arbeiten, dass nicht überall die gleichen Schwerpunkte und Akzente gesetzt werden. 

So gibt es beispielsweise nur in Appenzell Ausserrhoden ein Obacht Kultur. Es ist hier entstanden, ist auf die gewachsene Kulturlandschaft zugeschnitten und findet nicht zuletzt auch durch seine Einzigartigkeit weit über den Kanton hinaus sein Publikum. Es wird von vielen auch gerade deshalb geschätzt, weil es in gedruckter Form erscheint. Um den anderen Bedürfnissen ebenfalls gerecht zu werden, hat die Webversion auf diese Ausgabe hin einen Relaunch erfahren (www.obacht.ch). In Zukunft lassen sich neu einzelne Artikel über die sozialen Medien teilen und weiterleiten. Ich wünsche dem Obacht Kultur weiterhin gutes Gedeihen im Vertrauen darauf, dass sich die Kultur weiterentwickelt und aus der aktuellen Ausnahmesituation neue Initiativen und Innovationen entstehen. 

Ich danke meinen langjährigen Kolleginnen und Kollegen in der Redaktion, Ursula Badrutt, Isabelle Chappuis, Agathe Nisple, Kristin Schmidt, Hanspeter Spörri und Andreas Stock, dem Gestaltungskollektiv vom Büro Sequenz mit Anna Furrer, Sascha Tittmann und Amanda Züst, Petra Schmidt für die Organisation des Versands und die Pflege der Website sowie allen nicht namentlich genannten, aber im Register der Webversion aufgeführten Personen, die in den zwölf vergangenen Jahren und 36 Ausgaben Fotografien, Texte, Kunsteditionen und Ideen beigetragen haben. Es war für mich eine überaus anregende und von gegenseitiger Offenheit und Neugierde geprägte Zusammenarbeit. 

Zum Schluss danke ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für Ihr Interesse, und freue mich, wenn meine Nachfolgerin Ursula Steinhauser und die Kultur in Appenzell Ausserrhoden weiterhin Ihre Aufmerksamkeit und Wertschätzung erfahren dürfen. In diesem Sinne: viel Vergnügen bei der Entdeckung von Bühler!

Margrit Bürer, Leiterin Amt für Kultur 
Appenzell Ausserrhoden 

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