HEIMWEH
No. 37 | 2020/2«Obacht Kultur» N° 37, 2020/2 hat Heimweh.
Auftritt: Nora Rekade;
Bildbogen: Pascal Häusermann und Costa Vece;
Texte: Andri Perl, Franziska Schläpfer, Arno Geiger u.v.m.
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Vorwort
von Ursula Steinhauser
Da ist es also, mein erstes Vorwort für Obacht Kultur. N° 37 handelt vom «Heimweh», einem Gefühl, das mir fremd ist. Lange begleitete mich der Satz «Ich bin da zuhause, wo meine Handtasche ist». Heute gilt wohl eher, dass ich mich gerne kopfvoran in Neues stürze und meistens im gegenwärtigen Moment zufrieden bin. Nun bin ich als neue Leiterin des Amtes für Kultur in Trogen gelandet und habe folgerichtig auch kein Heimweh nach meinem alten Wirkungsort, dem Bodensee – es genügt, dass ich ihn von meinem neuen Büro aus in der Ferne sehen kann. Zugegeben, manchmal ergreift auch mich eine Sehnsucht oder Melancholie. Meistens dann, wenn mich Musik überrascht, die an vergangene Zeiten erinnert. Beispielsweise, wenn meine Facebook-Timeline das eine oder andere verwackelte Video mit Klängen einer «Lozärner» Guggenmusik in die Ostschweiz transportiert. Dagegen hilft: ein anständiger «Kafi». Luz, natürlich.
Wie auch immer, es freut mich, hier den Teppich auszubreiten für das neue Obacht Kultur. Es wartet mit einem breiten Zugang zum Thema auf: Die Texte von Andri Perl, Franziska Schläpfer und Arno Geiger wie auch die vielen aufgezeichneten Gespräche mit Personen ganz unterschiedlicher Herkunft und Vorgeschichte geben einen Eindruck von der grossen Palette dieses Gefühls, das zu Beginn – wie die Gedächtnistexte erläutern – sogar als spezifisch appenzellisches oder zumindest schweizerisches wahrgenommen wurde. Neben den Textbeiträgen zeigen auch die Bildwelten von Nora Rekade, Pascal Häusermann und Costa Vece eindrücklich, dass «Heimweh» in verschiedensten Ausprägungen erlebt werden kann und wird.
Krisen mit kreativem Tätigsein verarbeiten und überwinden – was früher im Kinderdorf Pestalozzi mit Zeichnen erprobt wurde, schwingt bei vielen eingereichten Fördergesuchen mit. Zahlreichen Kulturschaffenden gelingt es, mit neuen Projekten die Begleiterscheinungen der Pandemie etwas abzumildern oder sogar produktiv damit umzugehen – trotz manchmal prekärem Alltag. Es ist erstaunlich, wie sich in diesen schwierigen Zeiten, die sich im Amt für Kultur anhand zahlreicher Anträge auf Ausfall-entschädigung manifestieren, die Kreativität weiterhin entfaltet. Es wird aber auch klar, dass es die Kulturförderung gerade jetzt und in naher Zukunft noch stärker brauchen wird. Neu ist, dass der Regierungsrat dem Departement für Bildung und Kultur die Kompetenz erteilt hat, Gesuche bis 10 000 Franken abschliessend zu beurteilen. Ab einer beantragten Summe von 5000 Franken geschieht dies auf Empfehlung des Kulturrats.
Nachdem bei meinem Stellenantritt im Juni die Welt noch beinahe stillgestanden ist, freue ich mich nun im Herbst auf viele Begegnungen mit den Kulturschaffenden in Appenzell Ausserrhoden. Ich bin sicher, dass die Produktionen, die in den ungewollt ruhigen Zeiten entstanden sind, jetzt umso mehr auf ein interessiertes und neugieriges Publikum treffen werden. So empfehle ich Ihnen herzlich, liebe Leser*innen, nach der Lektüre dieses Heftes auf eine Entdeckungstour zu gehen und das Kulturleben Ihrerseits als Publikum zu unterstützen.
Ursula Steinhauser, Leiterin Amt für Kultur
Appenzell Ausserrhoden